Mein Arbeitszimmer und ich führen seit etwas über 10 Jahren eine Love-Hate-Beziehung. Einerseits bewundere ich es dafür, dass es auf kleinstem Raum meinen ganzen Kram unterbringt, andererseits ist es der Raum, der mir immer ein bisschen Bauchweh bereitet hat. Während wir über die letzten Jahre konstant „Zeug“ abgebaut haben (s. dazu auch ältere Finding Zen-Artikel), habe ich doch einen großen Bogen um mein Arbeitszimmer gemacht. Klar, hin und wieder habe ich mal was um- oder dazugestellt (meinen Schneidetisch beispielsweise), eine Wand gestrichen oder den Stuhl neu bezogen und vielleicht sogar ein paar Papiere entsorgt (Steuermachen hilft), aber so ganz grundsätzlich blieb in meinem Hinterkopf immer nur eine Sicherheit: Mein Arbeitszimmer ist das irdische Äquivalent zu einem schwarzen Loch. Und dabei träume ich schon so lange von einer DIY Tapete aus alten Schnittmustern!
Der Overkill, die Beweisfotos
Der Höhepunkt meines Unbehagens wurde dann Anfang Februar erreicht, als das Finanzamt plötzlich nicht mehr glauben wollte, dass mein Arbeitszimmer noch immer ein Arbeitszimmer ist und mich bat, diesen Fakt doch zu beweisen. Für meinen Steuerberater war das kein großes Ding, er meinte, ich solle den Raum einfach fotografieren und solange er wie ein Arbeitszimmer aussehe, wäre alles gut. Na schön, habe ich’s halt fotografiert, das schwarze Loch! Und die Ergebnisse ließen mir das Blut in den Adern gefrieren! Mein Arbeitszimmer sah zwar wie ein Arbeitszimmer aus, aber seine Prime-Time hatte es schon vor Jahren hinter sich gelassen. Ein vernachlässigter, abgerockter Raum mit viel zu viel Zeug und Dingen, die ich seit 2007 nicht mehr in der Hand gehalten habe, aber keine Spur des Traums von der DIY Tapete :( Da half nur eins: Ausmisten! Und zwar gründlich.
Ausmisten. Motivation, wo bist du?
Ich habe vieles probiert, habe gejammert, geflucht und mich selbst bemitleidet. Hat nix geholfen. Als Nächstes kam die Suche nach Hilfe im Netz (oder auch: Wie kann ich noch länger nichts tun). Gefunden habe ich z.B. Katharinas etwas anderen Ausmistkurs ohne Checklisten auf Modern Slow. Die Idee dahinter ist, dass du täglich eine kurze Mail mit Tipps zur Motivation und dem richtigen Mindset bekommst. Fand ich zuerst ein bisschen bla, aber plötzlich hat es Klick gemacht (Danke, Katharina!) und ich habe einen Plan ersonnen: Valium kaufen, alle auf einmal essen und hoffen, wenn ich aufwache, hat sich das schwarze Loch in Luft aufgelöst… neeeeeee!
Ich hab dem Herrn von der Katz zum 100. Mal vorgejammert, dass dringend was passieren muss, weil ich doch schon seit Jahren so eine DIY Tapete aus alten Schn…, jajaja, genau die! Er rollte nicht mal mit den Augen und schlug vor, sich im Anschluss an unseren Mallorcaurlaub ein paar Tage länger frei zu nehmen, damit wir das schwarze Loch entrümpeln und renovieren könnten (und die DIY Tapete…), denn ja, die Fotos, die wir ans FA schicken mussten, gingen echt gar nicht! „Wenn deine Leser die sehen würden…“. Ooops! *blush*
Die Kernidee: DIY Tapete aus Vintage Schnittmusterbögen
Trotz Katharinas Rat, nicht gleich alles auf einmal zu machen, habe ich beschlossen, alles auf einmal zu machen. Ich bin nämlich jemand, der stückchenweise nicht kann. Irgendwann lasse ich doch wieder alles liegen. Also Zimmer leerräumen (bis auf den Schneidetisch, der passt ja nicht durch die Tür), alten Teppich in Rosa rausreißen, Streichen (in einem gebrochenen Weiß Seidenmatt namens Snow Rose von der Bauhaus Farbmischtheke), neuen Teppich in sattem Magenta legen und für den Eyecatcher sorgen: eine DIY Tapete aus (aussortierten, Nähnerds, durchatmen) Schnittmusterbögen YEEEEEAHH! Die Bögen habe ich schon Jahre hier rumliegen für den Fall, dass ich mich endlich mal entschließe, loszulegen. Dieses Aufheben hat sich aber wenigstens gelohnt. Ich liebe die Wand! Zusammen mit dem rollbaren Schneidetisch gibt sie dem Raum trotz seiner eher dürftigen Größe einen urbanen Loft-Charakter. Man könnte glatt meinen, wir wohnen in Berlin ;D
How to DIY Tapete
- Schnittmuster in Fetzen reißen
- mit Hilfe von Kleister wild und doch mit Sinn an die Wand tapezieren
- Tipp: Gelegentliche Fotoschnipsel bringen Abwechslung ins Bild
- Noch ein Tipp: Dazu passt am besten Punkrock. Macht Laune und versüßt die Arbeit
- gut durchtrocknen lassen, ggf. mit Tapetenlack überpinseln
Das neue Wandregal
Soweit, so spaßig! Am dritten Tag habe ich dann begonnen, die Spreu vom Weizen zu trennen, während sich Herr von der Katz in die einzige noch frei gebliebene Ecke unserer Wohnung verzog, um ein neues Wandregal zu bauen.
Es sollte Kreationen wie die Häkelkatzen, restaurierte und customisierte Püppchen, allerlei Inspirierendes, meine Knopfsammlung und ähnlichen Kleinkram hübsch aufbereitet unterbringen. Den Entwurf dazu habe ich selbst gemacht, die Bauidee ist dem IKEA Ypperlig Regal nachempfunden (Dani von Gingered Things hat dazu eine Eins A Bauanleitung geschrieben: DIY Ikea-Hack oder wie man das Ypperlig Wandregal selbst baut).
Adios alter Kram, hallo neue Leichtigkeit!
Ich habe wirklich viel weggeworfen/-gegeben und bereits auf Ebay verkauft. Berge von Papieren, Stifte und Farben, die längst eingetrocknet waren, hässliche Fotos, vergilbte Postkarten, Regale voller Zeitschriften, Stoffreste, UFOs (Schneiderdeutsch für Unfinished Objects = Unvollendete Objekte), windschiefe Regale, alte Back-Up CDs, Kabel, alte Handies, und und und! Irgendwann bin ich dabei in eine Art Trance verfallen, was zusammen mit dem tollen Tips von Modern Slow geholfen hat, die neue Leichtigkeit zu erreichen, die mich nun umgibt. Ich habe immer noch zu viel von allem, aber Minimalismus war nie mein Ziel und als kreativer Allrounder atme ich gerne das Chaos.
Die besondere Magie der Aktion ist, dass ich außer Farbe, Teppich und Holz nichts kaufen musste. Wenigstens etwas, womit ich mein schlechtes Gewissen über all den angesammelten Unrat ein wenig beruhigen kann.
Und ihr so? Wartet ihr noch auf den initialen Kick? ;)
Eine Frage noch: Hast du die Tische selber kreiert, auf denen deine Nähmaschinen und Laptop stehen? Oder gab es diese in den Maßen schon fertig zu kaufen? Daaanke – LG Christiana
Hallo Christina,
lieben Dank für dein Feedback. Der erste Schritt ist ja bekanntlich der schwerste und ich freue mich, dass ich dich angeschubst habe. Jetzt kannst du dich nur noch bewegen, der Stillstand ist vorbei! YEAH!
Na du, die Tische für Laptop und Nähmaschinen sind von Ikea. Es sind diese ganz normalen günstigen Platten in verschiedenen Größen, unter die du die Beine schrauben kannst, die dir gefallen.
Liebe Katzenfreundin Jasmin, du hilfst mir gerade bei meinem Katzenjammer: Ideen für ein zweckmäßiges Nähzimmer zu sammeln und möglichst umzusetzen. Deine Nähzimmerumsetzung ist auch 5 Jahre danach noch Klasse. Ich guck mir was ab und schleich nicht mehr um den heißen Brei, hi hi. Liebes Miau aus Berlin von Christiana
Sehr sehr cool geworden. Und schick. Auf so Ideen muss man erst Mal kommen!
So eine Tapete könnte man bestimmt auch aus alten Konzertkarten machen. Also die von sellemools, nicht das ausgedruckte Zeugs von heutzutage.
Weiterhin viel Spass!
Corinna
Coole Idee! Das sollte cool aussehen. Kannst ja ein paar super groß kopieren, dann hast du viel Hintergrund. Will ich sehen ;)
Miau Mioo! Knuddel die Katze :*
Das sieht tatsächlich mal sehr cool aus! Glückwunsch zum neuen Arbeitsbereich :)
Danke!
Miau, Jasmin
Jasmin, reife Leistung!! Hoffentlich ist das ansteckend!! Ich sollte dringend infiziert werden!
Liebe Grüsse aus dem Schwabenländle
Hedi
Ich halt die Daumen ;D
Die Tapete ist der Burner! Total klasse, gefällt mir richtig gut. Ich wünsche dir eine gute Zeit im neuen Arbeitszimmer :)
Heheeee, die werd ich haben, lieben Dank!
Maunz
Liebe Jasmin,
was für eine tolle und kreative Idee! :)
Richtig cool geworden.
Herzliche Grüße <3
Erbse
Danke dir, Erbse!
Miau =^.^=